Das südliche Landesinnere Portugals

Von Vila Real de Santo António über Mértola, Beja, Estrela, Aldeia da Luz, Monsaraz, Évora, Ponte de Sor und Marvão bis nach Castelo de Vide.

Nun haben wir heute am 22.11.2022 die Küste verlassen und möchten auch noch das Landesinnere von Portugal kennenlernen.

Zunächst erwarten uns auf der IC27 eine karge Landschaft und Flüsse mit wenig Wasser.

In Mértola überqueren wir den Río Oeiras.  

Unterhalb der Burg finden wir direkt am Guadiana in der Kleinstadt Mértola einen schönen Stellplatz. 

Beja ist eine atemberaubende Stadt, vor allen Dingen, wenn die Straßen immer schmaler werden. Auf diesem Foto hatten wir noch genug Platz. Bei der nächsten 90°-Linksecke wurde es jedoch so eng, dass wir etliche Male vor- und zurücksetzten mussten und dennoch nur max. 1 cm Platz (hinten links und vorne rechts) auf beiden Seiten hatten. Zum Fotografieren hatten wir hier keine Muße, doch die Aktion wurde von den Anwohnern aufmerksam beäugt. Das Fahrzeug lässt sich mit dem langen Radstand sehr gut fahren, doch der große Wendekreis ist in solchen extrem engen Situationen problematisch.    

Weithin sichtbar ist das mächtige Kastell, das im 13. Jahrhundert von König Dinis wieder aufgebaut wurde. Von dort hat man einen grandiosen Blick über die weiten Ebenen des Alentejo mit seinen Kornfeldern und knorrigen Olivenbäumen.

Bei einem Stadtrundgang können wir uns gut an dem imposanten, knapp 40 Meter hohen Turm des Kastells, dem „Torre de Menagem“, orientieren. Dieser ist auch das Wahrzeichen der Stadt Beja. Die Stadt mit heutigen ca. 40.000 Einwohnern, wurde auf dem höchsten Punkt der ganzen Umgebung ursprünglich von den Römern erbaut. Die Stadt liegt ca. 150 km von der Algarve entfernt im Alentejo, der größten, aber nur wenig besiedelten Provinz Portugals.

In dieser Region (Alentejo) kommen wir an riesigen bestehenden und neu angepflanzten Olivenplantagen vorbei, soweit das Auge reicht, mehrere hundert Hektar groß. 

In Portugal gab es bis vor ein paar Jahren kaum intensive Landwirtschaft. Doch nach dem Bau des Alqueva-Staudamms im Alentejo investieren nun multinationale Unternehmen insbesondere in den super-intensiven Olivenanbau - mit gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem und die Arbeitsbedingungen.

Mit traditioneller Landwirtschaft hat diese Olivenernte nicht mehr viel zu tuen. Hier ist alles auf maximale Rationalisierung ausgelegt. Mit Maschinen und Geräten werden die Oliven von den Bäumen geschüttelt, fallen in große Tücher und werden daraus zusammengekehrt und auf LKW verladen.

Im Februar 2002 schloss der Alqueva-Staudamm seine Tore. In wenigen Jahren entstand einer der größten künstlichen Seen Europas. Und hier stehen wir heute Abend in Aldeia da Luz auf einer Anhöhe mit einem 360° Rundumblick auf den See und genießen den herrlichen Sonnenuntergang. Mit Sorge betrachten wir allerdings, dass dem See sicherlich 6 bis 8 m an Wasserhöhe fehlt.

Aus der Drohnen-Perspektive ist unser Stellplatz der letzten Nacht noch viel besser zu erkennen. Hier genossen wir die Abgeschiedenheit und Ruhe.

Das schwarze Alentejano Schwein ist außergewöhnlich und von der Natur begünstigt. Die schwarzen Schweine werden in den Eichenwäldern der alentejanischen Ebenen in Freiheit gezogen und mit Eicheln oder Zusatzfutter gemästet. Ihr Fleisch ist saftiger, geschmackvoller und intensiver.

Von Monsaraz aus haben wir eine fantastische Sicht auf einen Teil des 250 Quadratkilometer großen Alqueva-Stausee.

Über eine steile Treppe besteigen wir den Burgfried. Der Weg durch schmale Gassen führt über unregelmäßig verlegte Schiefersteinplatten, die wie aufrecht gestellter Kopfstein die Laufwege und Treppen pflastern. Durch das Seitentor gelangen wir bei bestem Wetter vorbei an einer Zisterne direkt zur mittleren Gasse des verzaubernden Ortes. Der Weg durch das in der Vergangenheit steckengebliebene Monsaraz bis zur inneren Festung, die wie ein Horst auf der Kuppe des Hügels harrt, führt zu Fuß, denn die Gassen sind viel zu schmal für unser Mobil. Weiß gekälkte Hausfassaden glänzen im Sonnenlicht, die Häuser stehen aneinandergebaut auf Schieferstein-Sockel, Spitzbogen über Türen und Fenstern, so manch ein Giebel neigt sich in die Gasse hinein.

Die mittelalterliche Befestigung von Monsaraz ist ein Nationaldenkmal und thront hoch oben auf dem mächtigen Felsen.

Die gut erhaltene Anlage ist frei zugänglich und in der Arena kommen Gedanken an vergangene Zeiten auf. Was dort wohl alles vorgeführt oder gar passiert sein mag. 

In der mittleren Gasse des hübschen Ortes sind die Fassaden weiß getüncht und Blumenkübel vor den Häusern versprühen einen einladenden Charme.   

Unsere Tour geht weiter nach Évora. Doch hier werden wir bei unserm Stadtrundgang klitschnass. Zum Glück ist es nicht kalt dabei. Mit ihren gut 57.000 Einwohnern ist Évora die Provinzhauptstadt der kargen aber dennoch reizvollen Landschaft des Alentejo. Die Altstadt von Évora wurde 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.

Der gotische Brunnen Portas de Moura Square in der Altstadt von Évora.

Im historischen Zentrum der Stadt steht die Kathedrale Évoras (Sé) sowie der Marmorbrunnen auf dem Praça do Giraldo und auch der altertümliche römische Tempel ist dort zu sehen.

Heute scheint wieder die Sonne und so können wir das Aquädukt noch bei strahlend blauem Himmel und 19°C besuchen. Aus römischer Zeit stammt das etwas außerhalb von Évora liegende Aquädukt „Aqueduto de Água de Prata“. Es ist über weite Strecken echt gut erhalten. 

Bei unserer Weiterfahrt gen Norden kommen wir in der Nähe von Arraiolos an einem sehr gut erhaltenen monumentalen Brunnen aus dem Jahr 1827 vorbei.

Das Wetter ist uns hold und so können wir den Indian Summer in Portugal genießen.

Ab 711 eroberten die Mauren die Iberische Halbinsel. Sie fanden hier die Festungsreste der Stadt Ammaia vor, die sie Burg von Ammaia nannten. Der galicische Konvertite Ibn Marwan (Bem Marvão) errichtete 884 eine neue Festung und legte eine nach ihm benannte Ortschaft an, aus der sich das heutige Marvão entwickelte.

Von unserem Stellplatz unterhalb der Burganlage von Marvão steigen wir auf und sehen uns das hübsche Dorf an.

Den Zugang zum Ort erreichen wir durch den Torbogen einer gut erhaltenen Stadtmauer.

Die engen mittelalterlichen Straßen laden zum schlendern ein, nicht immer ganz einfach, weil sie oft sehr steil sind.

Vom oberen Dorfplatz haben wir die beste Sicht auf die Festung und die Kirche, in der heute ein Museum untergebracht ist.

Ebenfalls vom Dorfplatz aus haben wir bei bestem Wetter eine weite Sicht auf die Region Alentejo.

Der zuvor Vide bzw. Vila de Vide genannte Ort wurde nach dem Bau seiner Burg in Castelo de Vide umbenannt. Er gehörte bis 1276 zu Marvão und ist seither ein eigenständiger Kreis. 1310 erhielt der Ort Stadtrechte (Foral) von König D.Dinis. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wuchs der Ort über seine Mauern hinaus und erlebte insbesondere seit Ende des 15. Jahrhunderts einen nennenswerten Aufschwung durch die Wollverarbeitung.

In Castelo den Vide besuchen wir die Kathedrale Igreja de Santa Maria da Devesa.

Auch in Castelo de Vide sind die Straßen recht eng und für Wohnmobile absolut ungeeignet. Heute scheint Waschtag zu sein, denn überall hängt die Wäsche draußen an den Leinen die vom Fenster aus bedient werden. 

Auf dem Weg zur Burg sehen wir in dieser Ortschaft sehr hübsche und gepflegte Hinterhöfe.

Mit einem Rückblick auf die Festung von Castelo de Vide verlassen wir den Ort und damit auch das südliche Landesinnere. 

Mit dem nördlichen Landesinneren von Portugal eröffnen wir hier eine neue Seite auf unserer Homepage.

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© Uwe und Anita on Tour