Das südliche Landesinnere Portugals
Von Vila Real de Santo António über Mértola, Beja, Estrela, Aldeia da Luz, Monsaraz, Évora, Ponte de Sor und Marvão bis nach Castelo de Vide.
Nun haben wir heute am 22.11.2022 die Küste verlassen und möchten auch noch das Landesinnere von Portugal kennenlernen.
Zunächst erwarten uns auf der IC27 eine karge Landschaft und Flüsse mit wenig Wasser.
Beja ist eine atemberaubende Stadt, vor allen Dingen, wenn die Straßen immer schmaler werden. Auf diesem Foto hatten wir noch genug Platz. Bei der nächsten 90°-Linksecke wurde es jedoch so eng, dass wir etliche Male vor- und zurücksetzten mussten und dennoch nur max. 1 cm Platz (hinten links und vorne rechts) auf beiden Seiten hatten. Zum Fotografieren hatten wir hier keine Muße, doch die Aktion wurde von den Anwohnern aufmerksam beäugt. Das Fahrzeug lässt sich mit dem langen Radstand sehr gut fahren, doch der große Wendekreis ist in solchen extrem engen Situationen problematisch.
Bei einem Stadtrundgang können wir uns gut an dem imposanten, knapp 40 Meter hohen Turm des Kastells, dem „Torre de Menagem“, orientieren. Dieser ist auch das Wahrzeichen der Stadt Beja. Die Stadt mit heutigen ca. 40.000 Einwohnern, wurde auf dem höchsten Punkt der ganzen Umgebung ursprünglich von den Römern erbaut. Die Stadt liegt ca. 150 km von der Algarve entfernt im Alentejo, der größten, aber nur wenig besiedelten Provinz Portugals.
In dieser Region (Alentejo) kommen wir an riesigen bestehenden und neu angepflanzten Olivenplantagen vorbei, soweit das Auge reicht, mehrere hundert Hektar groß.
In Portugal gab es bis vor ein paar Jahren kaum intensive Landwirtschaft. Doch nach dem Bau des Alqueva-Staudamms im Alentejo investieren nun multinationale Unternehmen insbesondere in den super-intensiven Olivenanbau - mit gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem und die Arbeitsbedingungen.
Im Februar 2002 schloss der Alqueva-Staudamm seine Tore. In wenigen Jahren entstand einer der größten künstlichen Seen Europas. Und hier stehen wir heute Abend in Aldeia da Luz auf einer Anhöhe mit einem 360° Rundumblick auf den See und genießen den herrlichen Sonnenuntergang. Mit Sorge betrachten wir allerdings, dass dem See sicherlich 6 bis 8 m an Wasserhöhe fehlt.
Über eine steile Treppe besteigen wir den Burgfried. Der Weg durch schmale Gassen führt über unregelmäßig verlegte Schiefersteinplatten, die wie aufrecht gestellter Kopfstein die Laufwege und Treppen pflastern. Durch das Seitentor gelangen wir bei bestem Wetter vorbei an einer Zisterne direkt zur mittleren Gasse des verzaubernden Ortes. Der Weg durch das in der Vergangenheit steckengebliebene Monsaraz bis zur inneren Festung, die wie ein Horst auf der Kuppe des Hügels harrt, führt zu Fuß, denn die Gassen sind viel zu schmal für unser Mobil. Weiß gekälkte Hausfassaden glänzen im Sonnenlicht, die Häuser stehen aneinandergebaut auf Schieferstein-Sockel, Spitzbogen über Türen und Fenstern, so manch ein Giebel neigt sich in die Gasse hinein.
Die gut erhaltene Anlage ist frei zugänglich und in der Arena kommen Gedanken an vergangene Zeiten auf. Was dort wohl alles vorgeführt oder gar passiert sein mag.
Unsere Tour geht weiter nach Évora. Doch hier werden wir bei unserm Stadtrundgang klitschnass. Zum Glück ist es nicht kalt dabei. Mit ihren gut 57.000 Einwohnern ist Évora die Provinzhauptstadt der kargen aber dennoch reizvollen Landschaft des Alentejo. Die Altstadt von Évora wurde 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.
Im historischen Zentrum der Stadt steht die Kathedrale Évoras (Sé) sowie der Marmorbrunnen auf dem Praça do Giraldo und auch der altertümliche römische Tempel ist dort zu sehen.
Ab 711 eroberten die Mauren die Iberische Halbinsel. Sie fanden hier die Festungsreste der Stadt Ammaia vor, die sie Burg von Ammaia nannten. Der galicische Konvertite Ibn Marwan (Bem Marvão) errichtete 884 eine neue Festung und legte eine nach ihm benannte Ortschaft an, aus der sich das heutige Marvão entwickelte.
Der zuvor Vide bzw. Vila de Vide genannte Ort wurde nach dem Bau seiner Burg in Castelo de Vide umbenannt. Er gehörte bis 1276 zu Marvão und ist seither ein eigenständiger Kreis. 1310 erhielt der Ort Stadtrechte (Foral) von König D.Dinis. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wuchs der Ort über seine Mauern hinaus und erlebte insbesondere seit Ende des 15. Jahrhunderts einen nennenswerten Aufschwung durch die Wollverarbeitung.
Mit dem nördlichen Landesinneren von Portugal eröffnen wir hier eine neue Seite auf unserer Homepage.