Tal der Loire

Von Gien über Orléans, Amboise, Tours, Angers bis nach Nantes.

Die Loire ist mit einer Länge von rund 1.006 Kilometern der größte der in den Atlantik mündenden Ströme Frankreichs. Vom Zentralmassiv aus fließt sie Richtung Norden und Nordwesten bis Orléans, danach südwestlich und westlich durch Tours, Montsoreau, Saumur und Nantes bis zur Mündung bei Saint-Nazaire. 

Der gesamte Verlauf der Loire.

Und genau diesem Verlauf folgen wir ab Gien bis zur Mündung und hoffen darauf, dass wir uns in den nächsten Tagen einige schöne Schlösser anschauen können. 

Wir folgen der Loire und kommen an wunderschönen Schlössern vorbei. 

In Sully-sur-Loire haben wir heute leider kein Glück. Das dortige Château konnten wir wegen Mittagspause (und die kann bei Franzosen lange dauern) leider nur von außen besichtigen, dennoch eine sehr schöne Anlage. Mehr als 350 Jahre lang blieb das prächtige Wasserschloss im Besitz der Familie de Béthune, ehe es 1962 an das Département Loiret veräußert wurde.

Das Château von Sully-sur-Loire. 

Ein hübsches Gebäude in Sully-sur-Loire. Auch wenn über dem Eingang der Schriftzug „Hôtel de Ville“ prangt, ist es kein Hotel, sondern das Rathaus.

Zu den Schlössern der Loire zählen über 400 Schlossanlagen, die entlang der Loire und ihrer Nebenflüsse in den französischen Regionen Pays de la Loire, Centre-Val de Loire und Burgund stehen. Das Tal der Loire ab Orléans bis zur Mündung des Flusses in den Atlantik stellt zusammen mit den Nebentälern von Indre und Cher eines der beliebtesten Reiseziele in Frankreich dar. Nicht umsonst haben wir uns diese Gegend zur Durchreise ausgesucht. Hier entstand vom Mittelalter an eine einmalige Ansammlung von Burgen und Schlössern aus allen Epochen der europäischen Kunstgeschichte.

Antennenmasten für Telefon und Funk kennt jeder von uns, doch wenn sie so „verkleidet“ sind, muss man schon zweimal hinschauen.

Unser Nachtlager schlagen wir heute etwas nördlich von Jargeau auf. Hier ist ein ganz gepflegter moderner Camping-Car Park zu finden. Er wird vom gleichnamigen Betreiber unterhalten. Der Zugang zu der Anlage ist für uns gewöhnungsbedürftig und erfordert eine Zugangskarte, die am Automaten für 14,53 Euro/Nacht gezogen wird und dann auf mehr als 600 Stellplätzen in ganz Europa eingesetzt werden kann.

Der Zugang zum Camping-Car Park ist zunächst gewöhnungsbedürftig, funktioniert dann aber einwandfrei.

Diese Karte ist nun auf Dauer nutzbar, muss jedoch entsprechend am Terminal nachgeladen werden.

Heute sehen wir uns Orléans an. Etwas außerhalb der Stadt finden wir einen großen Parkplatz und direkt daneben eine Straßenbahnhaltestelle. Hier erwerben wir für 5,00 Euro ein Tagesticket, mit dem wir kreuz und quer durch Orléans fahren können. Bei heutigen Temperaturen von knapp unter 30 °C ist das Bahnfahren schon angenehmer als Laufen. Die Altstadt von Orléans liegt auf dem Nordufer der Loire, erst später kamen die Gemeinden auf dem Südufer hinzu. Die Stadt mit gut 115.000 Einwohnern liegt direkt an der derzeit reichlich wasserführenden Loire, knapp 130 km südwestlich von Paris. 

Die Kathedrale Sainte-Croix d’ Orléans ist das religiöse Zentrum des Bistums Orléans. Sie ist im nachgotischen Stil gebaut und dem Heiligen Kreuz geweiht. Der Grundstein zu dem heutigen Bauwerk wurde am 18. April 1601 gelegt, die Einweihung fand 228 Jahre später am 8. Mai 1829 statt. 1854 erhielt die Kirche von Papst Pius IX. den Titel einer päpstlichen Basilica minor, 1862 wurde sie als Monument historique eingetragen.

Prachtstraße Rue Jeanne d’Arc mit der Kathedrale Sainte-Croix im Hintergrund.

Auch von innen ist die Kathedrale Sainte-Croix echt sehenswert. Im Augenblick finden hier Aufbauarbeiten für die Feierlichkeiten zum neuen Papst statt. 

Direkt gegenüber der Kathedrale Sainte-Croix liegt das reizvolle Hôtel Groslot. Beim Hôtel Groslot handelt es sich um das ehemalige Rathaus von Orleans, was auch erklärt, weshalb das Gebäude sowohl von außen als auch von innen sehr prachtvoll und beeindruckend gestaltet ist. Der Eintritt ist kostenlos. Der Besuch ist wirklich empfehlenswert und zeigt eindrucksvoll die prächtigen Räume.

Das Hôtel Groslot von außen.

Die ehemaligen Ratsräume im Hôtel Groslot zollen von vergangenem Reichtum. 

Im Zentrum von Orléans ist auch das bekannte Reiterstandbild zu Ehren von Jeanne d'Arc zu finden. Jeanne d’Arc, auch bekannt als die Jungfrau von Orléans, war eine französische Frau, die den Verlauf des Hundertjährigen Kriegs entscheidend veränderte. Sie zog als erste Frau überhaupt in den Krieg und setze sich für ihr Land Frankreich im Krieg gegen die Engländer ein. Mit ihrem Glauben gab sie den entmutigten Franzosen im Krieg Hoffnung. Trotz ihrer Erfolge wurde sie später gefangen genommen und verbrannt, was zu ihrer Heiligsprechung führte.

Die Statue Equestre Jeanne d'Arc ist ein Reiterstandbild der Jungfrau von Orléans, welches auf dem Place du Martroi errichtet wurde. Den geschichtlichen Hintergrund kennt vermutlich jeder.

Mit der Straßenbahn fahren wir in den südlichen Teil von Orléans und besuchen dort den Parc Floral.

Neben der prächtigen Gartenanlage war das Schmetterlinghaus besonders beeindruckend. In einem Tropenhaus konnten wir uns dort von tausenden bunten Schmetterlingen umschwärmt, die flatternden Tiere ansehen.

Den Abend verbringen wir auf einem Campingplatz in Beaugency, der schon bessere Zeiten gesehen hat, stehen jedoch direkt an der Loire. Der Platz befindet sich unweit der Brücke von Beaugency. Sie führt 25 km unterhalb von Orléans über die Loire. Mit einer Länge von 440 m ist sie eine der längsten mittelalterlichen Brücken Frankreichs.

Heute fahren wir vom Campingplatz in Beaugency zum Château de Chambord. Es ist das größte Schloss des Loiretals. Es liegt ca. 15 Kilometer östlich von Blois in einem ausgedehnten früheren Jagdgebiet. Der Renaissancebau wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I. als Prunk- und Jagdschloss bei Chambord errichtet und gilt als das prächtigste aller Loireschlösser. 

Das Château de Chambord mit seinem Park steht seit 1981 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste.

Beim Regierungsantritt Franz I. war das Tal der Loire mit seinen Schlössern und Burgen das gesellschaftliche und kulturelle Zentrum des höfischen Frankreichs. Unter dem Einfluss und dem Mäzenatentum des Königs etablierte sich die Kunst der aus Italien stammenden Renaissance endgültig im Land und führte zu zahlreichen Neubauten, die noch heute die Region des Loiretals prägen. 

Auch die Inneneinrichtung des Schlosses ist beeindruckend und versetzt uns in längst vergangene Zeiten.

Blick vom Corps de Logis in die gepflegten Gärten und in das angrenzende Wald- und Jagdgebiet.

Das Schloss Chambord war übrigens das Vorbild für den Um- und Neubau des ursprünglichen Schweriner Schlosses in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 1845 bis 1857.

Waschsalons findet man in Frankreich überall. Da kann man gut mit kleinem Gepäck reisen.

Vom Château de Chambord fahren wir weiter zum Château de Cherverny. Es ist nicht so groß aber ebenso beeindrucken. Das Schloss wurde für den Grafen Henri Hurault, Generalbevollmächtigter für das Gouvernement Orléans und Vogt von Blois, zwischen 1620 und 1630 im frühen und strengen klassizistischen Barockstil errichtet und wird noch heute von seinen Nachkommen, der Familie Hurault de Vibraye, bewohnt.

Bei so einem tollen Wetter ist es traumhaft, im schönen Garten vom Château de Cherverny spazieren zu gehen.

Die Tafel ist gedeckt (morgen finden hier Filmaufnahmen statt) und das Kinderzimmer eingerichtet. Die Innenausstattung des Schlosses ist eine der bedeutendsten aus der Zeit um 1640.

Die Stadt Amboise wird beherrscht vom Schloss Amboise aus dem 15./16. Jahrhundert. Es gehört zu den schönen Schlössern der Loire und war erst Residenz der Valois, dann ein Staatsgefängnis. Das sehen wir uns mal lieber nicht an, wer weiß? Aber wir haben tatsächlich schon viel an der Loire gesehen. Es ist eine wunderschöne Gegend.

Am Abend legen wir auf dem Campingplatz in Amboise, der auf einer Insel in der Loire liegt, ordentlich was auf den Grill und lassen bei einer Flasche Wein den Tag ausklingen.

Heute tauchen wir in dem kleinen Ort Bourré in die Unterwelt der Pilze ein. Die Cave des Roches bietet das ganze Jahr über Führungen von ca. 1 Stunde in den unterirdischen Galerien an, die sich mit der Geschichte des Ortes, seiner Architektur (insbesondere der unterirdischen Stadt) und der Aktivität der Pilzzucht befassen. Einer solchen Führung schließen wir uns gerne an, auch wenn wir kaum etwas von dem verstehen was vorgetragen wird. Aber die Eindrücke sind wirklich toll.

Seit mehr als einem Jahrhundert werden in der Cave des Roches dank der 120 km langen Gänge, die von Menschenhand gegraben wurden, Pilze gezüchtet. 

Die Temperatur und die stabile Luftfeuchtigkeit dieser Keller sind ideale Faktoren für die Produktion verschiedener Pilze: Paris, Shiitake, Austernpilz und Blaufuß.

Wir sehen uns die Geheimnisse der Steinbrucharbeiter an, die mehrere Jahrhunderte lang Tuffstein aus dem Inneren der Keller gewonnen haben. Dieses Sedimentgestein wurde für den Bau der schönsten Schlösser der Loire verwendet.

Am Nachmittag geht es weiter zu einem kleinen Château in der Nähe von Chançay. Das Château Valmer entstand ab 1524 durch Umbau einer mittelalterlichen Burg der Familie Binet und wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts umgestaltet und erweitert. Nach zahlreichen weiteren Veränderungen und Instandsetzungen während des 19. und 20. Jahrhunderts wurde das Hauptgebäude leider durch ein Feuer im Jahr 1948 fast vollständig zerstört. 

Die Reste vom Château Valmer im Stil der Neorenaissance gehören zu den zahlreichen Schlössern im Loiretal. Gerne sehen wir uns auch mal eine kleine Anlage an.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Weingut Domaine des Cormiers Roux. Hier machen wir eine Weinverkostung und kaufen natürlich auch ein. Damit ist der Stellplatz auf dem Weingut inmitten der Weinfelder kostenfrei.

Eine zünftige Weinverkostung gehört in Frankeich auf jeden Fall dazu.

Nun hoffen wir auf eine weinselige ruhige Nacht.

Mai 2025

Nach einer ruhigen Nacht werden wir von der Sonne geweckt. Auch in Frankreich ist der 1. Mai ein landesweiter Feiertag, ebenfalls „Tag der Arbeit“, wie in Deutschland. Vom Weingut aus fahren wir über schmale Straßen Richtung Tours. Dabei kommen wir unvermittelt in ein Fahrrad-Straßenrennen. Eine Zeitlang folgen wir der Führungsgruppe, bevor wir von einem Sicherungsposten auf eine andere Strecke geschickt wurden. 

Frankreich ist die Nation der Rennradfahrer – und wir mittendrin.

Wir parken im Zentrum von Tours und laufen zur weithin sichtbaren Kathedrale. Das Gebäude mit seinen fast 70 Meter hohen Türmen aus dem 16. Jahrhundert wurde auf einer leichten Anhöhe gebaut, um die Kathedrale vor Hochwasser der Loire zu schützen. Aufgrund der langen Bauzeit (Fertigstellung des Chores 1260, des Langhauses um 1440) repräsentiert die Kathedrale sämtliche Entwicklungsstufen der Gotik, dazu in den Freigeschossen den Beginn der Renaissance.

Der Nordturm der Kathedrale Saint-Gatien von Tours wurde laut einer Inschrift 1507 fertiggestellt, der Südturm wohl erst 1547. Sie sind etwa 70 Meter hoch. Beide schließen mit einem von vier Eckfialen umgebenen Oktogon mit Renaissancehelmen und Laternen ab. 

Das Mittelschiff des Langhauses ist deutlich schmaler als der Hochchor und die 15 prächtigen Fenster der Apsis wurden zwischen 1265 und 1270 eingesetzt. Ihre Glasmalereien erzählen Heiligenlegenden, illustrieren die Erschaffung der Welt sowie die Passion Christi und stellen die Bischöfe von Tours dar. 

Es ist bald Mittag und Zeit für einen kunstvoll dekorierten Cappuccino. 

Diesen nehmen wir auf dem Place Plumerau ein und sind vom charmanten Charakter des Platzes angetan. Der Platz ist von Café-Bars und Tischen umgeben. Am Nachbartisch sitzt ein Franzose, der die Situation in einer Strichzeichnung festhält. Aber es sind die umliegenden Häuser, die den Charakter des Ortes ausmachen. 

Unser Blick fällt schnell auf die alten mehrgeschossigen Fachwerkhäuser, die den Platz umgeben und der Stolz des Kulturerbes des Loire-Tals sind. 

Am heutigen Feiertag sind die Geschäfte geschlossen. Doch wir finden eine Boulangerie (Bäckerei), die geöffnet hat. Aber auch weitere etwa 50 Personen finden sie und bilden eine lange Schlange um frische Baguettes (das traditionelle Brot der Franzosen) zu kaufen.

In Langeais legen wir einen kurzen Stopp ein und besuchen das dortige Stadtschloss. Es ist sehr gut erhalten und wenig umgestaltete worden. Es liegt am Fuße der alten Festung und ist ein schönes Beispiel für die Architektur des späten Mittelalters, das sich durch seine Zugbrücke, seine hohen Dächer, seine Maschikulate, seinen Brüstungsgang und seine fein geformten monumentalen Schornsteine auszeichnet.

Westfassade des Schlosses Langeais aus dem 15.Jahrh.

Der Komplex umfasst fünfzehn möblierte und dekorierte Zimmer, darunter eine einzigartige Sammlung von Wandteppichen aus dem 15. und 16. Jahrh.

Die schlichten Bodenfleisen sind beeindruckend.

In Langeais überqueren wir (geschätzt das 30. Mal) die Loire auf einer 350 m langen Hängebrücke aus dem Jahr 1849. 

Auf einem kleinen Campingplatz in Rigny-Ussé finden wir zwischen hohen Pappeln und direkt an der Indre, einem 279 km langen linken Nebenfluss der Loire, unseren ruhigen Nachtplatz.

Nur 900 m von unserem letzten Stellplatz entfernt, besuchen wir das Schloss Ussé. Es ist eine beeindruckende Schlossanlage in der französischen Ortschaft Rigny-Ussé. Das romantische Märchenschloss gehört zu den bekanntesten der französischen Loireschlösser und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Natürlich sehen auch wir uns dieses Schloss an. Es soll den französischen Schriftsteller Charles Perrault bei einem seiner Aufenthalte zu seiner Erzählung La belle au bois dormant (deutsch: Die schlafende Schöne im Wald), der französischen Version von Dornröschen, inspiriert haben.

Das heutige Schloss Ussé geht auf eine mittelalterliche Burg zurück.

Neben alten Möbeln, einer Waffensammlung, alten Tapisserien und zahlreichen Gemälden sind in den Zimmern lebensgroße Puppen mit wertvoller authentischer Kleidung aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen.

Die Räume im Obergeschoss sind ebenfalls mit wertvollen historischen Möbeln und Accessoires ausgestattet.

In Samur legen wir auf einer bewohnten Loireinsel einen kleinen Zwischenstopp ein. Die Loire ist hier schon mächtig breit. Doch an einigen Stellen ist die Loire nur wenige Dezimeter tief. 

Die etwa 325.000 Einwohner zählende Stadt Nantes durchqueren wir mit unserem Mobil und kommen dabei an der gotischen Kathedrale vorbei, deren Bau 1434 begann.

In Nantes entscheiden wir uns dem Lauf der Loire nicht mehr bis zur Mündung nach Saint-Nazire zu folgen. Sondern hier überqueren wir die Loire und wechseln auf die südliche Seite.

Damit verlassen wir die das Tal der Loire und eröffnen eine neue Seite auf unserer Homepage: 

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© Uwe und Anita on Tour