Die Mitte und Christchurch

Von Portobello zurück nach Dunedin und dann weiter nach Oamaru, Omarama, Zwizel, Lake Tekapo, Timaru, Geraldine und Akaroa bis nach Christchurch.

Im Vergleich zu gestern, mit 370 km, hatten wir heute einen entspannten Tag und unsere Tagesetappe endete mit 170 km in Oamaru. Dafür hatten wir heute den ganzen Tag Regen und lediglich einstellige Temperaturen. Da ist es super, das Wohnmobil sowohl mit einem 230 V-Heizlüfter als auch zusätzlich mit einer leistungsstarken Webasto-Dieselheizung auf mollige Temperaturen bringen zu können. Auf den Campingplätzen haben wir immer 230 V direkt am Stellplatz, lange Kabel wie in Deutschland sind überflüssig. 

Auf allen Campingplätzen erhalten wir beim Einchecken einen informativen Übersichtsplan mit allen erforderlichen Daten und auch das Password für WiFi - so auch hier in Oamaru.

Hier in Neuseeland erleben wir sehr häufig Straßenverengungen aufgrund von Erdrutschen, entweder ist die Straße abgerutscht oder der Hang hat sich bewegt und versperrt die Straße. Auf jeden Fall ist der Bereich dann max. einspurig befahrbar oder die Straße ist komplett gesperrt.

Schon öfter habe ich hier nach einem neuseeländischen Nummernschild Ausschau gehalten. Bei einem Autoverwerter habe ich es bekommen. Nun kann ich meine Nummernschildsammlung um ein weiteres Kennzeichen ergänzen, eines mit den für Neuseeland typischen 3 Buchstaben und 3 Ziffern..  

Den Bahnhof von Dunedin muss man gesehen haben. Er ist ein echtes Aushängeschild für die Stadt.

Nach den Entwürfen des ersten offiziellen Architekten der neuseeländischen Eisenbahnen, George Alexander Troup, der auch für die Stationen in New Plymouth, Lower Hutt und Bluff verantwortlich war, schuf Troup in Dunedin sein Meisterstück. Im flämischen Renaissance Baustil gehalten, wurde das Gebäude aus dunklem Basalt und hellem, als Ototara bezeichneten Kalkstein, der von Steinbrüchen aus Oamaru (in dem Ort sind wir heute auf dem Campingplatz) stammte, errichtet. Polierte Granitplatten prägen die Torgänge der Vorderseite des Gebäudes und über 725.760 Porzellan-Fliesen sind in den Gängen und im großen Hauptsaal des Gebäudes zu Mosaikflächen verbaut. Sie zeigen Bilder von Eisenbahnfahrzeugen, Rädern, Signalen, Lokomotiven und in großen Buchstaben das Kürzel NZR für New Zealand Railways. Dieses beeindruckende Gebäude haben wir uns natürlich angesehen.

Das Gebäude ist nicht nur von außen prachtvoll gestaltet, sondern auch von innen bis ins Detail sehr schmuckvoll und gepflegt. 

Die Stadt selbst ist nicht wirklich überzeugend, aber vielleicht lag das auch am heutigen Regen. Bemerkenswert ist allerdings die achteckige Straßenanordnung im Stadtkern.

Das Octagon (Achteck) wurde erstmals 1846 bei Charles Kettle's Vermessung der Stadt angelegt. Seine Pläne für das Zentrum von Dunedin umfassten einen großen achteckigen Bereich, der einen kleineren achteckigen Bereich umschloss, der ursprünglich als Reservat ausgewiesen war. Dieser Status wurde 1854 gesetzlich verankert, sechs Jahre nach der Ankunft der ersten europäischen Siedler in der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte Dunedins wurde das Gebiet offiziell als „Platz von Moray Place“ bezeichnet, obwohl es im Volksmund schon damals Octagon genannt wurde.

Dunedin ist auch für seine skurrilen Fassadenmalereien von internationalen und lokalen Künstlern bekannt.

Die Baldwin Street wird im Guinness-Buch der Rekorde als steilste Straße der Welt geführt. 

Diese Herausforderung befindet sich 3,5 km nördlich von Dunedin. Die maximale Steigung der knapp 350 m langen Straße beträgt 1:2,86 (19,3° oder ca. 35 %). Im Laufe der Jahrzehnte ist die Straße eine bekannte Sehenswürdigkeit der Stadt geworden. Die wollten wir uns natürlich ansehen. Nur leider ist sie für Wohnmobile gesperrt. Eine etwa 100 m zuvor verlaufende Parallelstraße ist ähnlich angelegt jedoch etwas schmaler aber nahezu genauso steil. Da musste ich natürlich hoch. Doch leider ist sie ebenfalls eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit, was ich in meinem Tatendrang nicht beachtete. Also: rückwärts wieder runter.

Die dicken runden Steine wirken wie riesige Schildkröten, die aus dem Pazifik auftauchen. Sie sind nur bei Ebbe sichtbar.

Die Moeraki Boulders sind eine Anzahl ungewöhnlich großer kugelförmiger Konkretionen an der Koekohe Beach an der Küste von Otago. Die grau gefärbten Septarien liegen einzeln oder in Gruppen an der Küste. Die Erosion des hier an der Küste anstehenden Schluffsteins durch die Wellen legt regelmäßig weitere Kugeln frei. Die Moeraki Boulders entstanden vor 4-5 Mio. Jahren durch Zementation durch Calcit aus Porenwasser aus paläozänen Sedimenten, aus denen sie später durch Erosion freigelegt wurden.

Auf unserem Weg entlang der wenig befahrenen Küstenstraße haben wir bei der Felsformation den Eindruck, dass ein Elefant ins Wasser geht.

Inzwischen stehen wir in Oamaru auf einem Top 10-Campingplatz und treffen uns zum abendlichen Briefing. Dabei berichtet Jan, dass aktuell ein Teilstück der morgen zu befahrenden Straße SH 80 gesperrt ist. Morgen Früh erfahren wir ob die Sperrung aufgehoben wurde. Falls nicht, werden wir unseren geplanten Campingplatz in Mount Cook nicht erreichen können und es wird dann einen Plan B geben. Wir werden sehen. Jedenfalls möchten wir heute Abend noch zum Hafen und schauen, ob wir bei Einbruch der Dunkelheit Blue Penguins in freier Natur zu Gesicht bekommen. Wir lassen uns überraschen. Dazu von beiden Ereignissen dann später mehr.  

Zunächst zu den Pinguinen: In der Tat, wir haben sie gesehen. Aber nicht wie zu erwarten bei Anbruch der Dunkelheit so gegen 20:00 Uhr, sondern die kleinen Kammeraden ließen sich erst um 21:30 Uhr blicken. Vermutlich haben sie das mit der Zeitumstellung noch nicht mitbekommen.

In Oamaru sagte uns unser Reiseleiter Jan, “besucht die Pinguine”. Nun ja was soll denn an Pinguinen so toll sein vor allem wenn die nur so groß sind wie ein Fußball. Aber es war schon schön die niedlichen Tiere in freier Natur auf dem Fußweg zu sehen.

Die Pinguine kommen jeden Abend zur selben Zeit an Land. Nicht weil sie schlafen wollen, das können sie auch im Wasser, sondern weil sie trocknen und ihre Federn ordnen müssen. Als Resultat sind die Pinguine an Land dann auch nicht leise, sondern machen einen Mordskrach, den wir natürlich auch mitbekamen. Sie leben in Gruppen und unterhalten sich eben die ganze Nacht durch. Es kamen also tatsächlich einige kleine blaue Pinguin an Land gehopst und bewegte sich langsam auf die Schlafplätze zu. Das war schon ein Erlebnis. 

Und nun zu unserem weiteren Reiseverlauf: Eigentlich war geplant, über die SH 80 nach Mount Cook zu fahren und dort für eine Nacht auf dem Campingplatz zu sein. So zumindest der Plan. Doch am Morgen berichtet Jan, dass die Straße zwar frei sei, es in der Nacht aber zu schneien begann. Wir würden Mount Cook sicherlich erreichen, doch wenn der Schneefall anhält, ist nicht sichergestellt, dass wir am nächsten Morgen aus den Bergen (auf etwa 700 m Höhe) auch wieder wegkommen. Aus Fürsorge für die gesamte Gruppe bereitete die Reiseleitung Plan B vor. Die geplanten Campingplätze in Mount Cook und auch in Lake Tekapo werden wir nun nicht ansteuern, sondern Jan buchte uns alle für zwei Tage auf einem Campingplatz in Timaru um. 

Von Oamaru fahren wir heute in die Berge und dann nach Timaru zurück zur Küste. Dort konnten wir die SH 8 bis zum Abzweig kurz hinter Twizel und dann weiter über Lake Tekapo bis Timaru ungehindert fahren. Er ist eine wirklich sehr schöne Strecke. 

Gerne hätten wir uns diese Felsmalereien angesehen, doch leider war die Anlage geschlossen.

Das Takiroa Rock Art Shelter ist eine archäologische Stätte am State Highway 83 in der Nähe von Duntroon. Auf dem Gelände befindet sich ein Kalksteinfelsenschutz mit mehreren Maori-Felskunstwerken aus der Zeit zwischen 1400 und 1900 n. Chr. 

Je höher wir in die Berge kommen, um so weißer wird es. Die Straßen sind aber frei und gut befahrbar. 

Eigentlich dachten wir in Neuseeland sei zu dieser Zeit Frühling. Aber hier reicht es bereits um einen Schneemann zu bauen.

Diese Strecke ist heute einfach fantastisch. Da spielt es keine Rolle ob weiß oder grün.

In Pleasant Point fährt heute am Sonntag die Museumseisenbahn. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Direkt im Ortszentrum von Pleasant Point befindet sich der Bahnhof mit dem historischen Bahnhofsgebäude und Stellwerkgebäude. Ein Umsetzgleis sowie eine Drehscheibe und eine Bahnsteigüberdachung komplettieren die gepflegte Anlage. Am Ende der 2,5 km langen Eisenbahnstrecke, die direkt parallel zur SH 8 verläuft, befinden sich zwei Schuppen zur Unterbringung der Fahrzeuge, eine Drehscheibe sowie eine Verladerampe und ein kleiner Bahnsteig.

Bei der Bahnfahrt konnten wir uns die 1., 2. und 3. Klasse, sowie den Gepäckwagen ansehen. Gereist sind wir natürlich in der 1. Klasse, war übrigens alles ein Preis.

Für zwei Tage sind wir nun in Timaru. Timaru ist das Zentrum des gleichnamigen Distrikts. Die Stadt liegt am Pazifik, sie hat gut 27.000 Einwohner und einen der größten Fischereihäfen des Landes. Wirtschaftszweige sind neben der Landwirtschaft die Verarbeitung von Milch und Fleisch. Der Ursprung des Namens Timaru ist nicht eindeutig geklärt. Einer Annahme nach soll sich der Name aus einer Umformung von dem Begriff „Te Maru“ hergeleitet haben. In der Sprache der Maori bedeutet dies so viel wie „der geschützte Ort“.

Hier auf dem Campingplatz in Timaru haben wir ein sehr gutes und stabiles WiFi, wie auf fast allen Campingplätzen in Neuseeland. Aber auch die Netzabdeckung mit dem Handy ist in Neuseeland sehr gut, meistens steht 5G zur Verfügung - anders als in Deutschland. 

Bei unserem Streifzug durch Timaru kommen wir auch an der Herz-Jesu-Basilika vorbei und besuchen den Botanischen Garten.

Neuseeland - Land der langen weißen Wolke - so ist es tatsächlich.

„Aotearoa“ - „Land der langen weißen Wolke“, so nannten die Ureinwohner, die Maori, die beiden lang gestreckten Inseln im Süd-Pazifik. „Neuseeland“ sagten die europäischen Robben- und Walfänger, Händler und Siedler, die im 18. Jahrhundert dorthin vordrangen.

Die letzten Tage unserer Tour sind angebrochen. Neuseeland möchte uns vom Wetter her von seiner schönsten Frühjahrsseite verabschieden. Heute fahren wir zunächst auf der landschaftlich recht eintönigen SH 1 von Timaru Richtung Norden, biegen aber etwa 20 km vor Christchurch rechts ab auf die Banks Halbinsel. 

Die SH 1 führt uns durch eine flache, unspektakuläre Landschaft Richtung Norden. Hinweisschilder erinnern uns dran, auf kurzen zweispurigen Teilabschnitten den nachfolgenden Verkehr passieren zu lassen.

Es geht über den nicht wirklich gefüllten Rakaia River. Er hat seinen Ursprung in den Neuseeländischen Alpen, durchfließt die Canterbury-Ebene und mündet nach 150 km in den Pazifischen Ozean.

Das Land in der Canterbury-Ebene eignet sich nur für extensive Viehwirtschaft, da es oft von Dürren heimgesucht wird. Der Grund dafür ist der vorherrschende Nordwestwind, der an der Westseite der Neuseeländischen Alpen zu starken Regenfällen führt, während die Ostseite sehr trocken bleibt.

Mit Beregnungsanlagen versucht man der Dürre gegenzusteuern. Im Gegensatz zu unserer niedersächsischen Heimat werden hier Rundberegnungsanlagen eingesetzt.

Nachdem wir die Canterbury-Ebene verlassen und die Banks Peninsula in Sicht ist, ändert sich die Landschaft schlagartig. Banks Peninsula ist eine Halbinsel vulkanischen Ursprungs, südlich von Christchurch mit bis zu knapp 1.000 m hohen Bergen. Sie hat eine Fläche von etwa 1.000 km² und umfasst zwei große Häfen sowie zahlreiche kleinere Buchten und Einbuchtungen. Auf der Halbinsel leben nur 8.900 Menschen. 

Banks Halbinsel

Nach dem Verlassen der Canterbury-Ebene durchfahren wir nun die Banks Halbinsel mit ihren schönen Bergen und Buchten.

Die wild-romantische Landschaft der Halbinsel ist einzigartig. Sie entstand vor 5,8 Millionen Jahren durch eine gewalttätige Laune der Natur - Vulkanausbrüche.

Die Halbinsel ist nicht komplett erschlossen. Manchmal führen nur kleine Pfade oder unbefestigte Wege weiter. Hier kommen wir an ein Schild mit der Aufschrift (bereits übersetzt) „Schmale Straße mit eingeschränktem Durchgangsverkehr. Nicht geeignet für Zugfahrzeuge oder Wohnmobile.“ Wir deuten es nicht als Verbotsschild, sondern lediglich als freundlichen Hinweis.

Tatsächlich ist die etwa 15 km lange einspurige Schotterstrecke mit steilen Passagen nicht wirklich geeignet für größere Fahrzeuge. Wir kommen damit aber klar und werden dafür mit fantastischen Aussichten belohnt.

Neuseeland ohne Schafe und Lämmer geht gar nicht. Auch hier auf der Banks Halbinsel begegnen uns immer wieder die zu Neuseeland gehörenden Tiere.

Auf dem großen Campingplatz in der Nähe von Akaroa sind unsere 18 Fahrzeuge säuberlich aneinandergereiht. Am Abend sitzen wir alle bei recht mildem Wetter in großer Runde noch lange zusammen und „vertilgen“ die letzten alkoholischen Vorräte.

Der morgendliche Blick aus unserem Wohnmobil verspricht ein schöner Tag zu werden. Heute brechen wir auf zu unserer letzten Tagesetappe von der Banks Halbinsel nach Christchurch.

In Akaroa sehen wir uns den erstklassig restaurierten Leuchtturm an …

… dann geht es weiter auf dem „Tourist Drive“, unserem letzten Ziel entgegen nach Christchurch.

Abermals genießen wir auf der Halbinsel die schönsten Aussichten auf sanft gerundete Berge und tief eingeschnittene Abhänge.

Ein Agrarflieger zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Er düngt aus der Luft die schwer zugänglichen Weiden.

Wir wollen es nicht wahrhaben, Neuseeland morgen schon wieder zu verlassen. Daher genießen wir heute nochmal dieses Land am anderen Ende der Welt mit seiner fantastischen Landschaft.

Auf dem Campingplatz in Christchurch werden die Wohnmobile abgabebereit vorbereitet. Heute Nachmittag heißt es Abschied nehmen. Doch zuvor sehen wir uns noch die Stadt an.

Christchurch, mit knapp 400.000 Einwohnern, die zweitgrößte Stadt des Landes liegt an der Ostküste der Südinsel und ist bekannt für sein englisches Flair. Durch das Stadtzentrum schlängelt sich der Fluss Avon, an dem wir bei Sonnenschein spazieren und die Gelassenheit der Neuseeländer spüren. Am Ufer liegt der weitläufige Hagley Park und der Botanische Garten. 2010 und 2011 wurden zahlreiche historische Steingebäude der Stadt durch Erdbeben zerstört. Auch davon können wir noch etwas sehen.

Leider haben wir nicht mehr so viel Zeit. Daher erkunden wir mit einer historischen Tram auf einem Rundkurs die Stadt. Es geht an den touristischen Highlights vorbei. Dort können wir überall aussteigen und anschließend die nächste Bahn wieder nehmen.

Doch leider müssen wir rechtzeitig zur Maui-Vermietstation um unser Wohnmobil abzugeben. Das geht dort sehr zügig und unkompliziert. Mit 5.765 km auf neuseeländischen Straßen mit Linksverkehr geben wir das Fahrzeug ohne Beschädigung wieder ab. Ein Shuttle bringt uns zum nahegelegenen Flughafen.

Auf dem zweitgrößten Flughafen des Landes mit dem IATA-Code CHC haben wir noch genügend Zeit …

… bevor wir in den Airbus A 380-800 einsteigen.

Damit endet unsere Tour auf neuseeländischem Boden. Aber zu Hause sind wir noch lange nicht. Darüber berichten wir auf der nächsten Seite unter Rückreise.

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© Uwe und Anita on Tour